Der AKE Geschäftsführer berichtet von den Plänen für die Zukunft und führt unseren Gast durch die Räumlichkeiten am Standort Patriching, wo sich Frau Ehm-Klier selbst einen Eindruck von unserer Firma verschaffen konnte. Ergebnis des Besuchs - ein ausführlicher Bericht in der PNP:
Von Regina Ehm-Klier, PNP
Die Produktions-Gestalter
AKE entwickelt und baut Fertigungslinien und Prüfstände für die Automobilbranche
Passau. Man hört - nichts. Unangenehm nichts. Die Akustikkammer von AKE im Passauer Stadtteil Patriching ist hermetisch gegen jedes Außengeräusch abgeriegelt, um zu hören, worauf es ankommt: minimales Quietschen und Knarzen im Innern eines Fahrzeugs. Der „Shaker"-Prüfstand von AKE bringt solch unerwünschten Nebengeräusche zu Tage, immer wieder, sodass man herausfinden kann, wann und wo sie entstehen. Das ist eine der Innovationen, mit denen sich das Passauer Unternehmen bei Autoherstellern einen Namen gemacht hat.
Boris Schneidhuber, einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter, fährt mit dem Fingernagel über die Resopaltischplatte, um den „Stick-Slip-Effekt" zu demonstrieren, der entsteht, wenn sich unterschiedliche Materialien - bedingt durch Fahrtwind oder holprigen Straßenbelag - aneinander reiben. Kunden mögen das Geknarze gar nicht, Autohersteller deshalb auch nicht, weshalb zum Beispiel Mercedes seine Erlkönige oft nach Passau bringt, um sie dem unabhängigen Test in der Akustikkammer zu unterziehen. Die meisten Hersteller haben die Prüfstände auch geordert.
Vom Ein-Mann-Betrieb zum Mittelständler
Der „Shaker" ist eine Entwicklung, die aus den Ursprüngen des Unternehmens stammt. Anfangs wurden Fertigungslinien für Interieurprodukte konstruiert, noch heute ein Hauptstandbein von AKE.
AKE steht für Ameres (Josef Ameres gründete 1978 in Passau sein Konstruktionsbüro als EinMann-Betrieb), Konstruktion und Entwicklung. Zehn Jahre nach seinen Anfängen war AKE bereits für Automobilzulieferer tätig und hatte gleichzeitig ein Joint Venture mit einem Fürstenzeller Maschinenbauer, der die konstruierten Anlagen produzierte. 1987 wurde der neue AKE-Standort mit eigener Fertigung und Montagehalle in Patriching eröffnet.
Jetzt, gut weitere 30 Jahre später, ist gerade Halle vier fertig geworden, wo nun raumhohe Anlagen für den Testbetrieb stehen. Rund vier Millionen Euro wurden bei laufendem Betrieb investiert, um mehr Platz für die Verwaltung, die Konstruktion und freilich die Produktion zu schaffen. Insgesamt stehen nun 4500 Quadratmeter zur Verfügung. Weitere 3000 Quadratmeter befinden sich in den Hallen eines ehemaligen Reifenherstellers in Passau. Das Ziel ist es, sagt Boris Schneidhuber, das Unternehmen einmal an einem Ort zusammenzuführen.
Denn es sind zum Teil riesige Anlagen, die bei AKE entwickelt, gebaut, mit Werkzeugen ausgestattet, programmiert, getestet und dann mit dem Status i. 0., in Ordnung, versandt werden. „20 Prozent bleiben in Deutschland“, sagt Geschäftsführer Schneidhuber. Der Rest gehe in europäische Länder, hier vor für allem nach Osteuropa, sowie nach USA und China. Eine Konjunktureintrübung sei noch nicht zu spüren.
Die neue, 1000 Quadratmeter große Halle, wird gerade mit einer sieben Meter hohen und 15 Meter breiten Anlage knapp zur Hälfte ausgefüllt. Ihre Aufgabe beim Kunden: Unterstützt von ABB-Robotern vollautomatisch teppichbespannte Boden- bzw. Kofferraumplatten herstellen.
Empfänger der Großanlage ist einer der klassischen Automobil Zulieferer, so genannte „Tier1Produzenten", die also direkt mit den Großen der Fahrzeugbranche, den so genannten OEMs, zusammenarbeiten dürfen und deren strenge Auflagen akzeptieren.
Für sie bietet AKE „Turnkey-Lösungen", wie Schneidhuber erklärt. Das sind Anlagen, die komplette Fertigungsabschnitte übernehmen können, sowie jene plattenbespannende Kaschieranlage. Dabei werden viele Ideen vom Passauer Unternehmen geliefert. Denn freilich investiert niemand in Maschinen und Anlagen ohne Effizienzsteigerung, wie Schneidhuber vorrechnet.
Boris Schneidhuber, 53 Jahre alt, und sein Kompagnon Bernhard König, 47 Jahre alt, waren eigentlich nicht ins Berufsleben gestartet, um Unternehmer zu werden. Schneidhuber kam 1988 zu AKE und wurde als Spezialist für Elektrotechnik und Softwareentwicklung 2000 von Gründer Josef Ameres in den Führungskreis berufen. Der Firmengründer hatte sich frühzeitig auf Nachfolgesuche begeben, die erst acht Jahre später vollzogen wurde. Schneidhuber hatte sich als einziger für das „all in“ entschieden, wie er den Pokerbegriff bemüht. Den Maschinenbau-Ingenieur Bernhard König, Ex-Kollege bei AKE, konnte er zu Rückkehr und Mitgesellschaftertum überreden. So wurden die beiden Chefs von damals 50 Mitarbeitern in einem Unternehmen mit fünf Millionen Euro Umsatz.
Heute beschäftigt AKE 200 Menschen, der Umsatz betrug laut Boris Schneidhuber 2018 rund 27 ,5 Millionen Euro. Es gibt eine AKE-Tochtergesellschaft in Rumänien und demnächst in USA sowie Vertriebsbüros in weiteren Ländern. Wachstum muss sein, denn „Innovationen allein genügen nicht“, weiß Schneidhuber, dass Tier1-Hersteller und OEMs ebenbürtige Unternehmen bevorzugen, die Großaufträge stemmen können. Selbstbewusst spricht der geschäftsführende Gesellschafter zwar von den „Visionen“, die er mit seinem Co-Gesellschafter immer wieder in die Realität umsetzt. Doch der Markt ist umkämpft, „wir versuchen, immer, die Trends frühzeitig zu erkennen“, sagt Schneidhuber.
Weiterer Schwerpunkt: E-Mobilität
Darum setzten die Maschinenbauer schon seit 2012 auf E-Mobilität, entwickeln und liefern bereits Anlagen für die E-Fahrzeuge, „Batteriesysteme, Modulverbinder, Sicherungs-, Schalt-, HV- und Junction-Boxen“, zählt Schneidhuber auf. Es soll noch mehr werden: „Wir wollen an der kompletten Produktions-Palette der EMobilität beteiligt sein.“
Als „Headquater" des Unternehmens sieht die AKE-Spitze weiterhin Niederbayern und hier Passau: „Das ist unsere Heimat“, beschreibt Schneidhuber Vorteile wie die Nähe zur A3 und die Qualität und die Loyalität der Mitarbeiter, die laut seinen Angaben immer noch gut zu finden sind. Und wenn er an weiteres Wachstum denkt, hofft Schneidhuber weiterhin „auf gute Kooperation mit den Behörden“.
Nun wird aber erst einmal der neue Bau gefeiert. Einweihung ist am 13. September.